Die Geschichte

Stanislav Grof

Stanislav Grof ist ein, 1931 in Prag geborener, Psychotherapeut und Psychiater. Er studierte an der Karls-Universität in Prag Medizin und Medizinphilosophie. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Substanzen (unter anderem LSD) bei Patienten und an sich selbst. Insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren wurde LSD in der medizinisch-psychiatrischen Forschung als Mittel zum Hervorrufen einer so genannten Modellpsychose angesehen und sollte damit Erkenntnisse über Psychosen im Allgemeinen liefern.
Als LSD um Mitte der 70er kriminalisiert wurde, waren seine Erkenntnisse über die Effekte von Psychedelika bereits weit vorangeschritten. Er stellte fest, dass abseits der “sensorischen Barriere”, also abseits der bekannten Effekte wie Halluzinationen, Synästhesien und einem veränderten Bewusstseinszustand, Psychedelika das Potential haben unbewältigtes Material aus dem Unbewussten ins Bewusstsein zu transportieren.
Nachdem die Einnahme von LSD auch zu Forschungszwecken in vielen Ländern verboten wurde, entwickelte Grof zusammen mit seiner Frau die Technik des holotropen Atmens, eine Technik zur Therapie von psychischen, psychosomatischen und psychiatrischen Störungen.
Seine Frau Christina und er dazu in vedischen, yogischen sowie schamanischen Praktiken und fanden als Übereinstimmendes Element den Atem sowie repetitive, und treibende (oft Trommel-) Musik.

LSD

LSD (Lysergsäurediäthylamid) wurde 1943 durch den Baseler Chemiker Albert Hofmann entdeckt. Der Chemiker Albert Hofmann stellte am 16. November 1938 erstmals im Rahmen seiner Forschung zum Mutterkorn Lysergsäurediethylamid (LSD) her. Sein Ziel war die Entwicklung eines Kreislaufstimulans. Nachdem diese erhoffte Wirkung von LSD im Tierversuch nicht eintrat, verlor Hofmann zunächst das Interesse und archivierte seine Forschungsergebnisse. Am 16. April 1943 begann er erneut, LSD-Wirkungen zu prüfen, da er vermutete, etwas übersehen zu haben. Bei seinen Arbeiten bemerkte er an sich selbst eine halluzinogene Wirkung, die er zunächst nicht erklären konnte. So vermutete er, er habe das LSD durch unsauberes Arbeiten durch seine Haut aufgenommen.

Hofmann wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943 durch die Einnahme von 250 Mikrogramm LSD. Verglichen mit der Wirksamkeit der damals bekannten Mutterkornalkaloide entsprach das der kleinsten Menge, bei der man noch eine Wirkung hätte erwarten können. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Menge bereits dem Zehnfachen der normalerweise wirksamen Dosis (ab ca. 20 µg) von Lysergsäurediethylamid entsprach. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung der psychoaktiven Eigenschaften des LSD. Der Jahrestag wird von popkulturellen LSD-Anhängern als „Fahrradtag“ (Bicycle Day) gefeiert, da Hofmann am Beginn seines bewusst induzierten Rauscherlebnisses mit dem Fahrrad nach Hause fuhr.

COEX-Systeme

Das COEX System ist ein von Grof beschriebenes Konzept, welches erläutert wie das menschliche Gehirn gemachte Erfahrungen organisiert. Vereinfacht dargestellt erklärt es, dass ähnliche Erfahrungen sich um ein starkes emotionales Zentrum sammeln.

Jedem dieser Zentren liegt eine starke emotionale Erfahrung zugrunde, sozusagen ein Wurzelerlebnis. Weitere Erfahrungen des Menschen werden dann, je nach Art der erlebten Emotion um dieses Wurzelerlebnis gesammelt.

COEX Systeme können grundsätzlich positiv, als auch negativ sein. Das COEX System an sich dient nur als Stütze zur Organisation menschlicher Erfahrung. In den Bereich positiver COEX Systeme kann man zum Beispiel eine stressfreie und natürliche Geburt, eine liebevolle Familie sowie allgemein positive Kindheitserinnerungen zählen. Diese Systeme führen nicht zu pathologischen Ereignisse im späteren Leben führen.
Unglückicherweise sind es jedoch hauptsächlich negative Erlebnisse, die um die Geburt herum, sowie im frühen Kindheitsalter prägen. Eine Geburt in einer sterilen Klinik, unter Stress des Ärzteteams sowie möglicherweise dem Einsatz von wehenfördernden Mitteln bedingt spätere, komplexe Lebensereignisse. Solche Bedingungen können später oft zu Neurosen und Psychosen führen. Auch eine Suchtentwicklung kann durch das Entwickeln negativer COEX Systeme bedingt sein.

Die Topographie des Unbewussten

1967 nahm er ein zweijähriges Forschungsstipendium an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore an und blieb anschließend in den USA. Er war Leiter des Psychiatrischen Forschungszentrums in Maryland und Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Universitätsklinik der Johns-Hopkins-Universität. Von 1973 bis 1987 unterrichtete und forschte er am Esalen-Institut in Big Sur in Kalifornien. Hier entwickelte er zusammen mit seiner damaligen Frau Christina Grof (1941–2014)[1] die Technik des holotropen Atmens, die er aber immer als ungenügenden Ersatz für eine LSD-Therapie sah.
Grof rief 1978 zusammen mit den Gründern des Esalen-Instituts, Michael Murphy und Dick Price, die ITA (International Transpersonal Association) ins Leben und gilt als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie. In ihr werden neben humanistischen Aspekten auch religiöse und spirituelle Erfahrungen der Psyche berücksichtigt.

Perinatale Matrizen

In dieser Zeit entdeckte er Erfahrungsmuster welche er „perinatale Matrizen“ nannte. Während dem „holotropen Atmen“ treten Erfahrungen auf, die von Grof in folgende Kategorien eingeordnet werden:

  • Psychosomatische Erfahrungen:
    Erlebnisse die aufgrund von psychischer Grundlage körperliche Symptome hervorrufen.
  • Biografische Erfahrungen:
    Erfahrungen die sich in der persönlichen Biografie wiederfinden.
  • Perinatale Erfahrungen (griech. Peri – um/herum, Natal – Geburt):
    Wiedererinnerung an (traumatische) Erfahrungen um den Geburtsprozess herum.
  • Transpersonale Erfahrungen:
    Erlebnisse, die Raum und Zeit des eigenen menschlichen Lebens überschreiten, gehören zum Gebiet der transpersonalen Psychologie an.

Die perinatalen Matrizen ordnet Grof, wie folgt, klar voneinander getrennt ein:

  1. Das „Eins-Sein“ mit der Mutter empfindet der Fötus im Mutterleib während der Schwangerschaft (Perinatale Matrix 1).
  2. Das Leben „als Hölle“ empfindet er ab dem Einsetzen der Wehen und Kontraktionen beim Geburtsbeginn (Perinatale Matrix 2).
  3. Das Leben „als Kampf“ empfindet er während der Austreibungsphase der Geburt (Perinatale Matrix 3).
  4. Das „Heraustreten in das Licht des Lebens“ empfindet er am Ende des Geburtsvorganges (Perinatale Matrix 4).

Die Psyche des Menschen wird durch das Geburtserlebnis zutiefst geprägt. Die in dieser Phase des Lebens auftretenden Begebenheiten haben weitreichenden Einfluss auf das weitere Leben des Menschen.

Der Muskelpanzer

In der Körperpsychotherapie kennen wir das Phänomen des Muskelpanzers, aus der Kinesiologie den Sehnenkontrollreflex. Beide Konzepte besagen, dass konstanter Stress, Angst und Abwehr zu dauerhaften muskulären Verspannungen führen können. Außerdem verkürzen sich auf der Körperrückseite die Sehnen, unser Fluchtinstinkt wird aktiviert. Diese Reaktion wird auf der Hirnstammebene ausgelöst und ist nicht durch unseren Willen beeinflussbar. Auf körperlicher Ebene kommt es, ausgelöst durch das autonome Nervensystem, zu vegetativen Reaktionen: beschleunigter Herzschlag, Schweißausbrüche, flache Atmung, Angst. Eine Möglichkeit, diese Angstreaktion zu ersetzen, stellt die muskuläre Starre dar: Es kommt zur Schrecklähmung, die Muskulatur verhärtet. Sowohl Muskulatur als auch die Haut verschließen sich, es kommt zur Ausbildung einer peripheren Panzerung. Körper und Seele schützen sich so gegenüber einströmenden Sinnesreizen von außen. Sinn und Zweck dieser Reaktion ist, zu verhindern, dass die Angst uns überwältigt. Diese Affektsperre ist ein Bewältigungsversuch, um das psychische Erleben ins Körperliche zu verlagern.