Während dem Spanienurlaub ’19 hatten wir die Möglichkeit einen Tagesworkshop „WHM“ zu besuchen. Die Veranstaltung fand auf einem, sehr ruhigen, abseits gelegenen Grundstück statt.
Wir waren mit unter den Ersten, die gegen 16:30 Uhr eintrafen. Nach und nach kamen immer mehr Teilnehmer an und es breitete sich eine gesellige Stimmung aus.
Die Workshopleiterin (Caroline Exploremotion) bat uns, nachdem alle eingetroffen waren, in eine auf dem Grundstück gelegene Jurte, in welcher wir einen Kreis bildeten und ein Kennenlernspiel spielten. Ein Teil dieses Kennenlernspiels bestand darin sich einem Partner gegenüber zu setzen und auf ein Zeichen der Workshopleiterin die Atemzüge des Gegenübers zu zählen. Der Großteil der Teilnehmer hatte auf eine Minute ca. 9-12 Atemzüge genommen.
Im Anschluss ließ Caroline uns gleichzeitig Liegestütze machen – bis wir nicht mehr konnten. Nach ca. 20 Stück war für mich der Punkt erreicht, an dem es anstrengend wurde. Ich setzte mich entspannt in den Schneidersitz und schloss meine Augen. Die Aufgabe lag nun darin die Ereignisse im Körper zu beobachten und sich diese zu merken. Nachdem sich unsere Körper wieder entspannt hatten, wies Caroline uns dazu an die Atemmethodik in drei Zyklen durchzuführen. Im Anschluss sollten wir wieder Liegestütze bis zur Ermüdung machen und dann wieder in Stille beobachten, was in unserem Körper stattfindet. Die meisten Teilnehmer berichteten, dass sie kaum Ermüdungserscheinungen erfahren hatten und Ihnen wesentlich mehr Kraft zur Verfügung stand als zuvor. Meine Erfahrung wich etwas ab, ich hatte zwar mehr Kraft zur Verfügung – jedoch auch einen erhöhten Herzschlag.
Die Atemtechnik nach Wim Hof ähnelt dem holotropen Atmen (weiters hA benannt) sehr stark. Der erreichte Bewusstseinszustand ist definitiv ein holotroper Zustand. Man durchlebt die gleichen physiologischen Effekte, die auch beim hA auftreten – doch liegt ein anderes Ziel im Fokus. Es wird explizit nicht auf die auftretenden Muskelkontraktionen bzw. nach oben strömende Prozesse eingegangen.
Auch weicht die Atemtechnik an sich etwas vom hA ab:
Die Atemzyklen starten zunächst mit der Anweisung: „Versuche so langsam wie möglich, die größtmögliche Menge Luft – mit der geringsten körperlichen Anstrengung einzuatmen. Atme dann ohne Kraftaufwand wieder aus und wiederhole mit der Einatmung.“ Diese Atmung wird ±30 Mal wiederholt. Der Workshopleiter zählt die letzten 20 Atemzyklen laut mit und weist die Teilnehmer dann dazu an, die Lunge mit einem letzten großen Atemzug zu füllen sowie diesen für 10 Sekunden zu halten und dann komplett auszuatmen. Ohne weiteres einatmen wird dann die Luft im ausgeatmeten Zustand angehalten (Yoga: Kumbhaka Pranayama).
(Im Nachgang erfuhren wir, dass diese Kumbhaka-Pausen ca. zwei Minuten andauerten).
Diese „30er Zyklen“ wurden nun insgesamt 10 Mal mit leichten Variationen wiederholt. Die Variationen bestanden zum einen darin, dass nach 30 ruhigen Atemzyklen 15 schnellere und darauffolgend nochmals 10 sehr schnelle Atmungen stattfanden. Außerdem wies uns Caroline dazu an, beim letzten Einatmen zunächst mit den Bauchmuskeln Druck auf Luftsäule auszuüben. Beim darauffolgenden Zyklus sollte außerdem Muskeldruck auf das Zwerchfell ausgeübt werden. Dies steigerte sich über die letzten 5 Zyklen bis zur gesamten Anspannung des Körpers.
Nach einem intensiven letzten Atemzyklus wurde die Gruppe von der Workshopleiterin dazu angewiesen, sich komplett in die Introspektive fallen zu lassen. Hierauf löste sich eine große Entspannungswelle innerhalb Gruppe und man konnte spüren, dass einige Teilnehmer von einem visionären Zustand eingenommen wurden. Einige Teilnehmer lachten, einige vibrierten mit ihrer Stimme, andere verfielen in Regress und weinten.
Für mich unverständlich war, dass an diesem Punkt keine Prozessarbeit stattfand. Neben mir fiel eine Teilnehmerin in eine Trauersituation und ich konnte mich nicht zurückhalten, sie bei ihrem Prozess zu unterstützen.
Die Methode hat für mich viele Aspekte aus dem hA. Teilweise konnte durch die systematische Atmung auch ein wesentlich intensiverer körperlicher Moment erreicht werden. Dennoch finde ich, dass die Arbeit nach Grof gerade in Hinsicht auf Traumata und Integration zur Ganzheit ein wirksameres Mittel als die WHM darstellt.
Außer Acht lasse ich hierbei natürlich, dass bei der WHM das Ziel der körperlichen Gesundheit im Fokus liegt. Ein wichtiger Aspekt dieser Methode liegt im rituellen Eisbaden.
Nachdem die Teilnehmer aus dem veränderten Bewusstseinszustand zurückgekehrt waren, wurden wir von Caroline dazu aufgerufen, uns in Stille nach draußen zu begeben, um den Moment der Ganzheit zu beobachten und in Kontakt mit der Erde unter unseren Füßen zu gelangen. Als wir uns dann nach ca. 20-30 Minuten wieder in der Jurte eingefunden hatten, durften wir die Erlebnisse aus der Sitzung miteinander teilen (sharing).
Danach erklärte uns die Workshopleiterin wie das Eisbaden nach Wim Hof abläuft. Man steigt zügig in das mit Eis gefüllte Wasserbecken und bedeckt seinen Körper bis zu den Schultern mit Wasser. Es ist wichtig, dass man den Oberkörper nicht verkrampft und ruhig atmet. Ein wesentlicher Schlüssel war es, tief durch den Mund einzuatmen und ganz ruhig und langsam durch die Nase wieder auszuatmen. Hierdurch fliest die körperwarme Luft viel länger durch den Atemapparat, was dem Körper dabei hilft, die Kälte zu akzeptieren. Durch das Eintauchen des Oberkörpers bis zum Hals, gerät der Körper in eine Notsituation welche nach der WHM zu gesundheitsfördernden Effekten führen soll.
Die anderen Teilnehmer standen währenddessen im Kreis um das Becken herum und unterstützten die Badenden durch lautes Om-singen.
Nach dem Aussteigen aus dem Bad sollten wir uns in einen breiten Stand, mit tief gehaltenem Becken, stellen und den Oberkörper kraftvoll bewegen, um möglichst viel Energie zu verbrennen und somit unsere Körpertemperatur wieder anzuheben. (Quatrizeps- und Psoasmuskulatur).
Dieses Bad hatte einen großen Einfluss auf das Gefühl in der Gruppe. Nachdem jeder gebadet hatte, bestand die Möglichkeit, erneut zu baden – falls gewünscht. Zum Abschluss hat Caroline uns dazu angewiesen, kräftige Bewegungen des Oberkörpers durchzuführen und dabei laut zu Schreien (Hey-Ho!, HA-HA!).
Das Ende des Workshops wurde in der Jurte eingeläutet. Wir versammelten uns im Kreis, streckten die Hand nach oben („bis zum Himmel wachsend“), um dann mit dem bereits gehobenen Arm in eine verabschiedende Umarmung überzugehen.